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Francesco Maurizio Cossiga

Francesco Maurizio Cossiga, 1979–1980 Ministerpräsident von Italien, wurde 1983 zum Präsidenten des Senats gewählt, 1985 zum Präsidenten der Republik. Seine Amtszeit als Präsident der Italienischen Republik dauerte sieben Jahre. Hier die auszugsweise, wörtliche Übersetzung eines Interviews, das Cossiga am 23.10.08 dem Quotidiano Nazionale gegeben hat.


Presidente Cossiga, sind Sie der Ansicht, dass Berlusconi mit seiner Drohung, die Polizei gegen die Studenten einzusetzen, übertrieben hat?

«Kommt drauf an. Wäre er der Präsident eines starken Staates, würde ich sagen, er habe genau das Richtige gemacht, aber Italien ist ein schwacher Staat […] und ich fürchte den Worten werden keine Taten folgen […]».

Welche Taten sollten denn Ihrer Ansicht nach folgen?

«[…] Sie [die Demonstranten] erstmal machen lassen. Die Polizei von den Straßen und Universitäten abziehen, Agenti Provocatori einschleusen, die zu allem bereit sind und es dann für zehn Tage zulassen, dass die Demonstranten Geschäfte überfallen, Autos in Brand setzen und die Stadt verwüsten.»

Und danach?

«Danach, mit der Zustimmung der Bevölkerung im Rücken, müssen die Sirenen der Krankenwagen präsenter sein, als die der Polizei und der Carabinieri».

Will heißen?

«Will heißen, dass die Polizei die Demonstranten ohne Gnade massakrieren und allesamt ins Krankenhaus schicken muss. Nicht verhaften, die Richter würden sie sowieso wieder frei lassen, sondern bis aufs Blut prügeln und auch die beteiligten Lehrkräfte prügeln bis aufs Blut».

Auch die Lehrkräfte?

«Vor allem die Lehrkräfte. Nicht die alten natürlich, aber die jungen Lehrerinnen[!]. Sind Sie sich der Tragweite der Ereignisse bewusst? Es gibt Lehrerinnen, die ihre Kinder benutzen, sie mit auf die Straße nehmen: Das ist kriminell!».

Und sind Sie sich darüber im Klaren, was man in Europa zu einer derartigen Maßnahme sagen würde? Man würde sagen: «In Italien kehrt der Faschismus zurück».

«Unsinn! Das ist ein Rezept der Demokratie: Die Flammen löschen, bevor sie zum Brand werden».

Was für ein Brand?

«Ich übertreibe nicht. Ich bin überzeugt davon, dass der Terrorismus zurückkehrt und mit ihm das Blut in die Straßen dieses Landes. Es soll auch nicht vergessen werden, dass die Roten Brigaden nicht in den Fabriken, sondern in den Universitäten entstanden sind und dass die Slogans, die sie benutzten, aus der Studentenbewegung und von den linken Gewerkschaften kamen».

Ist es also möglich, dass die Geschichte sich wiederholt?

«Das ist nicht nur möglich, das ist wahrscheinlich. Und aus genau dem Grund sage ich: Die Roten Briganden sind entstanden, weil das Feuer eben nicht rechtzeitig gelöscht wurde».

[Quelle: SenzaSoste, 23. Oktober 2008]


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